Persönlicher Brief des DGO-Präsidenten Ruprecht Polenz an den belarusischen Juristen Maksim Znak

Mit persönlichen Briefen wollen die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, und der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO), Ruprecht Polenz, politisch Gefangenen in Belarus in der Vorweihnachtszeit ein Zeichen der Solidarität und Hoffnung senden. Die Menschen würden zu
jahrelangen Haftstrafen verurteilt und damit zum Vergessenwerden verdammt. „Genau das will das menschenverachtende Regime in Belarus: Die Inhaftierten sollen vergessen werden. Umso wichtiger ist es, Kontakt zu halten: Gerade jetzt zu Weihnachten wollen wir als politisches Zeichen Trost und Hoffnung in die Einsamkeit der Haft schicken. Schließen Sie sich der Aktion an und schicken Sie ebenfalls Briefe nach Belarus“, so die Bitte von Präses Heinrich. Ruprecht Polenz betont: „Jedes Zeichen der Solidarität ist wichtig. So dunkel die Zeiten erscheinen mögen und so wenig Hoffnung am Horizont zu erkennen ist: Wir wissen, dass sich in Belarus im August 2020 etwas für immer geändert hat: Die Gesellschaft fordert ihre Rechte ein.“ (Quelle: Pressemitteilung der EKD)

Beide Briefe sind auf der Website der EKD abrufbar:https://www.ekd.de/briefe-zu-weihnachten-nach-belarus-76602.htm

Wenn Sie ebenfalls einen Brief an eine*n belarusische*n Gefangene*n schicken möchten, können Sie dies über die Website https://100xsolidaritaet.de/ tun.

Der Brief von Ruprecht Polenz im Wortlaut:

Lieber Herr Znak,

seit August 2020 verfolge ich die Ereignisse in Belarus und ganz besonders auch Ihr persönliches Engagement und Ihr Schicksal mit großer Aufmerksamkeit. Ich weiß, dass alles getan wird, um Sie, Ihre Freunde, ihre Kollegen, ihre Familie zu brechen. Dass ihnen vorgemacht wird, sie seien in Vergessenheit geraten. Glauben Sie mir: dies ist nicht der Fall. Jeden Tag verfolgen unzählige Menschen in Deutschland das Schicksal der fast 1500 politischen Gefangenen in Belarus. Wir wissen, welches Unrecht Ihnen, Ales Bjalacki, Maria Kalasnikava, Viktor Babarika, Marfa Rjabkova und den vielen anderen, in politischen Prozessen zu langen Haftstrafen verurteilten Belarussinnen und Belarussen widerfährt. Wir wissen, dass Sie alleine deswegen zu zehn Jahren Strafkolonie verurteilt wurden, weil Sie mit den bloßen Mitteln des Rechts diejenigen verteidigt haben, die sich für Freiheit und Demokratie, gegen Unterdrückung und Wahlfälschung engagiert haben.

So dunkel die Zeiten erscheinen mögen und so wenig Hoffnung am Horizont zu erkennen ist: Wir wissen, dass sich in Belarus im August 2020 etwas für immer geändert hat. Eines Tages wird dieser Durchbruch kommen, und er ist Ihr Verdienst, sowie der von vielen Hunderttausenden Menschen in Belarus, die heute in Gefängnissen, im Exil oder in Unterdrückung leben.

In diesen Tagen erscheint in Deutschland ihr Buch „Zekamerone“ mit 100 Geschichten aus dem Gefängnis. Die offenen und versteckten Erniedrigungen, die Sie dort schildern, sie schockieren. Viel wichtiger aber ist der bittere, aber niemals verbitterte Humor, mit dem Sie den Alltag in den belarussischen Haftanstalten beschreiben. Darin steckt eine Kraft und ein Wille, wie ich sie mir für unsere Gesellschaft wünsche.

Lieber Herr Znak, Sie sind nicht vergessen. Wir warten darauf, Sie eines Tages in nicht allzu ferner Zukunft als Bürger eines freien Belarus in Deutschland begrüßen zu können.

Ihr

Ruprecht Polenz

http://www.dgo-online.org/neuigkeiten/aktuelles/persoenlicher-brief-maksim-znak/