Die Macht der Musik

Mieczysław Weinberg? Wer sich in Deutschland, Polen oder Russland umhört, erhält überall dieselbe Antwort. Weinberg? Nie gehört! Selbst Fachleute runzeln fragend die Stirn. Es ist paradox: Herausragende Interpreten wie Mstislav Rostropovič, David Ojstrach oder Emil Gilel’s spielten Uraufführungen von Weinberg und schätzten seine Musik. Das Jahrhundertgenie Dmitrij Šostakovič äußerte sich enthusiastisch über etliche Werke aus der Feder von Weinberg, mit dem ihn über drei Jahrzehnte eine enge Freundschaft verband. Mieczysław Weinberg schuf die Musik zu Klassikern des sowjetischen Kinos, die Millionen Menschen sahen. Doch hinter dem bewegten Bild trat der Komponist nie hervor. Weinberg war ein Außenseiter. Er war ein polnischer Jude und bereits ein herausragender Pianist, als er sich 1939 nach dem deutschen Überfall auf Polen in die Sowjetunion rettete. Der Sowjetunion verdankte er sein Leben und die Ausbildung zum Komponisten. Doch seine Musik wurde selten gespielt, das Gros seiner Werke blieb zu seinen Lebzeiten (1919–1996) ungedruckt. Seine Musiksprache wurzelt in der polnisch-jüdischen Musikkultur der 1920er und 1930er Jahre, die in Krieg und Holocaust vernichtet wurde. In der Sowjetunion ebenso wie in seinem Heimatland Polen und dem westlichen Ausland blieb sein musikalisches Idiom den Zuhörern fremd. In Weinbergs umfangreichem Œuvre gibt es in nahezu jedem Genre Werke, die zu den besten zählen, die im 20. Jahrhundert geschaffen wurden. Darin liegt die Macht seiner Musik: Sie ist es wert, gehört zu werden. Die Zeitschrift Osteuropa hat dem Künstler eine Sonderausgabe Die Macht der Musik. Mieczysław Weinberg: Eine Chronik in Tönen gewidmet. Das von dem Pianisten und Musikwissenschaftler Jascha Nemtsov moderierte Konzert bietet die Möglichkeit, sich mit Mieczysław Weinberg vertraut zu machen.

Veranstaltungsprogramm

p-01112010.pdf (PDF, 423 kB)

Datum:
01.11.2010, 19:00 Uhr

Ort:
Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum
Oranienburger Straße 28/30
10117 Berlin

Sprache(n):
Deutsch

Programm:

p-01112010.pdf (PDF, 423 kB)

Veranstalterin:
Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde