Der Zweite Weltkrieg und Osteuropa in der deutschen Erinnerungskultur
Die Podiumsdiskussion greift eine Reihe von aktuellen Fragen auf und bündelt sie: soll das Datum des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion, der 22. Juni, ein Gedenktag in Deutschland werden? Wie verhält sich dazu die Empfehlung von Timothy Snyder in einer Fachanhörung von Bündnis90/Die Grünen im Bundestag, in der deutschen Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg im östlichen Europa müsse die Ukraine als vermeintliches Hauptkriegsziel Hitlers an erster Stelle stehen? Wie ist schließlich das Projekt eines Denkmals für die im Zweiten Weltkrieg ermordeten Polen am Anhalter Bahnhof einzuordnen? Diese Einzelfragen verdichten zu grundsätzlichen Problematiken: richtet Deutschland die Sprache seiner Erinnerungskultur an der Fremdbeschreibung der Opfer durch die Nationalsozialisten aus oder nimmt es dabei Rücksicht auf die heutigen nationalen Selbstbeschreibungen in den Staaten im östlichen Europa? Droht eine weiter voranschreitende Fragmentierung der Erinnerungskultur oder lässt sie sich in einem Konzept bündeln?