Ostopie #1: Offene Wunden
Wo und was ist „Osteuropa“? Was wissen wir darüber? Wie sieht seine Zukunft aus? Diesen Fragen widmen sich in einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe die Junge DGO Bremen (Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde), die Heinrich-Böll-Stiftung Bremen und das Theater Bremen. Unter dem Titel „OSTOPIE“ richten wir zusammen mit Wissenschaftler:innen und Aktivist:innen den Blick gen Osten.
Die OSTOPIE-Reihe beschäftigt sich mit „Orten des Ostens“ ebenso wie mit realen Gesellschaftsordnungen – historischen, aktuellen und visionären. Gleichzeitig lädt sie dazu ein, den eigenen Blick auf diese Region zu hinterfragen: Welche Stereotype prägen unser Bild des ehemals sozialistischen Europas? Was können wir von Osteuropa lernen? Denn Wissen über die größeren Zusammenhänge, das über die bloße Tagespolitik hinausgeht, ist in dieser Zeit umso wichtiger.
Die Veranstaltungsreihe beginnt (am 8. November) mit den „Offenen Wunden Osteuropas". In Ihrem gleichnamigen Buch unternimmt die Historikerin Franziska Davies Reisen zu Erinnerungsorten des Zweiten Weltkriegs. Was wissen wir in Deutschland über die Massenerschießungen in der Sowjetunion und in Polen, das Aushungern der Zivilbevölkerung durch die Leningrader Blockade, die Auslöschung unzähliger Dörfer in Belarus oder in der Ukraine? Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg ist das Fundament unseres freien, geeinten Europas und prägt unsere gemeinsame Gegenwart und Zukunft, schreibt Davien: ein leidenschaftliches Plädoyer für eine empathische, offene und selbstkritische Erinnerungskultur.
Als weitere Themen sind vorgesehen: Eine Veranstaltung zur Frage, was wir unter „Osteuropa“ verstehen, u.a. mit Elisa Satjukow (angefragt), wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Ost- und Südosteuropäische Geschichte der Universität Leipzig. Darüber hinaus geht es um Themen wie zivilgesellschaftliche und feministischene Proteste in Ostmittel- und Osteuropa. Um Migration, mögliche „Post-Ost-Identitäten“, aber auch um Antislawismus.
Das altgriechische „Topos“ kann einen Ort meinen, ein Thema oder einen Gemeinplatz. Davon abgeleitet ist die Utopie, ein Nichtort, positiver Gegenentwurf zur zeitgenössischen Gesellschaftsordnung, wohingegen die Dystopie, die düstere, nicht wünschenswerte Variante beschreibt.
Die OSTOPIE-Reihe besteht aus klassischen Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Lesungen, nutzt aber auch andere Formate wie Quiz und Science Slam. Und: Es nährt nicht nur den Geist, sondern auch den Magen. Künstler und Regieassistent Viktor Lamert bereitet Essen zu: Borschtsch oder Борщ, Soljanka oder Солянка …