Die ukrainische Literatur in ihren europäischen Bezügen
Sehnsüchte, Vorbehalte und Missverständnisse zwischen Moderne und Postmoderne
Prof. Dr. Stefan SIMONEK ist Professor am Institut der Slawistik der Universität Wien. Er hat eingehend zur russischen und ukrainischen Literatur des 20. Jahrhunderts sowie zur slawischen Popkultur geforscht. Die österreichisch-slawischen literarischen Wechselbeziehungen sind das Thema seines vielbeachteten Buchs „Distanzierte Nähe. Die slawische Moderne der Donaumonarchie und die Wiener Moderne."
Der Vortrag findet statt im Rahmen der Vortragsreihe „Ukraine. Geschichte und Gegenwart einer europäischen Nation" (organisiert vom Institut für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde und dem Slavischen Seminar in Zusammenarbeit mit dem SFB 923 „Bedrohte Ordnungen“):
Der sogenannte Euromaidan, die völkerrechtswidrige Annexion der Krim und das Kriegsgeschehen im Donbass haben die Ukraine, die lange Zeit im toten Winkel Europas gelegen hat, in das Zentrum der Aufmerksamkeit von Politik und Öffentlichkeit gerückt. Das gewachsene Interesse trifft jedoch oftmals auf ein Nichtwissen über den zweitgrößten Flächenstaat Europas, der mit knapp 50 Mio. Bürger*innen mehr Einwohner*innen als Spanien hat. Die fehlenden Kenntnisse zur ukrainischen Geschichte und Gegenwart führen dazu, dass die Ukraine als Land ohne eigene Konturen erscheint.
Die Vortragsreihe will deutlich machen, dass die Ukraine nicht als bloßes Objekt im geopolitischen Spiel der Großmächte, sondern als selbstbestimmter europäischer Staat mit einer reichen Kultur und einer bewegenden, noch nicht vergangenen Geschichte zu verstehen ist. Die Vorträge der international renommierten Ukraine-Expert*innen werden Orientierungswissen zum östlichen Europa vermitteln, die Krisendiagnostik der Gegenwart historisieren und die politisch instrumentalisierte Bedrohungskommunikation kritisch reflektieren.