Ruslan Fedotov
Where Are We Headed?
Im Moskauer U-Bahn-System zirkulieren Pendler*innen unter goldenen Kronleuchtern und sausen durch mit Marmor gesäumte Korridore. Diese grandiose stalinistische Architektur ist die perfekte Kulisse für Ruslan Fedotows fesselndes Porträt des zeitgenössischen Russlands, gefilmt im Laufe eines Jahres. Den Rhythmus des Films gibt der Weg der Pendler*innen in und durch den Untergrund vor. Müde sind die Gesichter der Menschen, die die endlosen Rolltreppen hinunterfahren. Der Krieg gegen die Ukraine hat noch nicht angefangen: Mütter drücken ihre Kinder in die Züge. Doch es gibt auch andere Tage. In dieser Unterwelt brechen spontane Neujahrsfeiern aus, ein als Weihnachtsmann verkleideter Akkordeonist zitiert Dostojewski und Demonstranten gewähren einen Einblick in die politischen Unruhen.
Regisseur Ruslan Fedotov beobachtet die Passagiere im Verlauf eines Jahres beinahe unbemerkt beim Diskutieren, Flirten, Streiten. Dabei entstehen überraschende, witzige, schöne und erschreckende Bilder, die den Menschen sehr nah kommen. Gewinner des First Feature Award, Best Cinematography Award, IDFA.
Davor zeigen wir den preisgekrönten Kurzfilm AWAY vom gleichen Regisseur Ruslan Fedotov: Ein herzzerreißendes Porträt der 16-jährigen ukrainischen Flüchtlinge Andrey und Alisa, die an einer Schule für Flüchtlingskinder in Budapest aushelfen. Andrey bittet die Kinder, Bilder aus Ihrer Heimat Ukraine zu malen. An welche schönen Dinge können sie sich erinnern? Preis für den besten Kurzfilm beim IDFA 2022 Festival in Amsterdam. (Belarus 2022, OmeU, 28 Min.)